Was ist das Karpaltunnelsyndrom?
Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) zählt zu den häufigsten Erkrankungen der Handnerven. Es entsteht, wenn der Medianusnerv im Handgelenk eingeengt wird. Dieser Nerv verläuft durch den sogenannten Karpaltunnel. Das ist ein enger Kanal, gebildet von Handwurzelknochen und einem kräftigen Band.
Wenn der Druck in diesem Kanal steigt, kommt es zu Störungen in der Signalübertragung. Das führt zu Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Schmerzen in den Fingern. Besonders betroffen sind Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie der halbe Ringfinger. Auffällig ist, dass der kleine Finger nie betroffen ist, er ist von einem anderen Nerv versorgt. Dieses Detail kann bereits ein Hinweis darauf sein, ob es sich tatsächlich um ein Karpaltunnelsyndrom handelt.

Wie häufig tritt das Karpaltunnelsyndrom auf?
Studien zeigen, dass etwa drei bis sechs Prozent der Erwachsenen in Industrienationen an einem Karpaltunnelsyndrom leiden. Am häufigsten tritt es zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf, doch auch jüngere Menschen oder Senioren können betroffen sein. Frauen erkranken rund dreimal häufiger als Männer. Das liegt vermutlich daran, dass ihr Karpaltunnel enger gebaut ist und hormonelle Faktoren eine Rolle spielen können. (Hormonelle Einflussfaktoren: https://carpaltunnelsyndrom.at/karpaltunnelsyndrom-und-hormonelle-veraenderungen-wenn-hormone-auf-die-nerven-druecken/)
Auch der Lebensstil und bestimmte Tätigkeiten beeinflussen das Risiko. Besonders häufig sind Menschen betroffen, die ihre Hände regelmäßig stark belasten. Das kann etwa bei monotonen Arbeiten am Fließband oder beim Nähen der Fall sein. Ebenso gefährdet sind Personen, die viel Zeit am Computer verbringen und dabei die Maus benutzen oder Berufsgruppen, die regelmäßig mit starken Vibrationen arbeiten, zum Beispiel Bauarbeiter. Neben diesen äußeren Einflüssen spielen auch genetische Faktoren eine Rolle, denn die Erkrankung tritt in manchen Familien gehäuft auf. Nicht zuletzt kann auch eine Schwangerschaft ein Auslöser sein, da sich durch hormonelle Veränderungen Flüssigkeitseinlagerungen bilden, die den Druck im Karpaltunnel erhöhen.
Wie ich als Laie das Karpaltunnelsyndrom erkennen kann
Die Beschwerden beginnen oft schleichend und werden mit der Zeit stärker. Betroffene berichten zunächst über ein Kribbeln oder ein leichtes Taubheitsgefühl in Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Auch der halbe Ringfinger kann mit betroffen sein. Typisch ist, dass diese Symptome vor allem nachts auftreten. Viele wachen auf, weil ihre Hände eingeschlafen sind, und versuchen, durch Ausschütteln eine Besserung zu erzielen.
Im weiteren Verlauf kommt es bei Belastung der Hand zu elektrisierenden Schmerzen, die bis in die Fingerspitzen ausstrahlen können. Sie treten häufig bei bestimmten Tätigkeiten wie Radfahren, Motorradfahren oder längeren Computerarbeiten auf. Wenn du zudem bemerkst, dass deine Hand schwächer wird oder dir das Greifen schwerfällt, solltest du die Beschwerden ärztlich abklären lassen. Eine zeitnahe Behandlung ist wichtig, da es sonst zum Abbau der Muskulatur kommen kann. In diesem Stadium sind die Betroffenen oft in ihrer Handkraft eingeschränkt, einfache Tätigkeiten wie das Öffnen einer Flasche oder das Halten eines Glases fallen deutlich schwerer.

Diagnose: So wird das Karpaltunnelsyndrom festgestellt
Die Diagnose ist nicht immer einfach, da andere Erkrankungen ähnliche Beschwerden hervorrufen können. Probleme an der Halswirbelsäule oder ein sogenannter Schnappfinger lösen ähnliche Symptome aus. Daher ist eine genaue ärztliche Abklärung besonders wichtig.
Zur ersten Einschätzung dienen klinische Tests. Beim sogenannten Tinel-Zeichen beklopft der Arzt das Handgelenk über dem Karpaltunnel. Löst dies ein elektrisierendes Gefühl in den Fingern aus, spricht das für ein Karpaltunnelsyndrom. Ein weiterer Test ist der Phalen-Test. Der Arzt beugt die Handgelenke stark ab, treten die typischen Beschwerden nach kurzer Zeit auf, erhärtet sich der Verdacht.
Um die Diagnose zu sichern, ist jedoch eine objektive Untersuchung notwendig. Der Goldstandard ist die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit. Hierbei sieht der Arzt, wie schnell der Medianusnerv Signale weiterleitet. Ist die Nervenleitung verlangsamt, deutet das auf eine Einengung hin. Eine weitere Möglichkeit ist der Ultraschall, der den Nerv und seine Umgebung sichtbar macht. Er eignet sich besonders, wenn bereits eine Operation durchgeführt wurde oder wenn die Nervenleitgeschwindigkeit keine eindeutigen Ergebnisse liefert. In speziellen Fällen können auch Röntgen- oder MRT-Untersuchungen sinnvoll sein, etwa um knöcherne Veränderungen auszuschließen.
Fazit: Karpaltunnelsyndrom rechtzeitig erkennen
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine weit verbreitete Erkrankung, die keinesfalls unterschätzt werden sollte. Erste Anzeichen sind Kribbeln und Taubheitsgefühle in Daumen, Zeige- und Mittelfinger, die vor allem nachts auftreten. Werden die Symptome stärker und kommt es zusätzlich zu Schmerzen oder sogar Muskelschwund, ist eine schnelle Abklärung beim Facharzt dringend notwendig.
Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus klinischen Tests und der Messung der Nervenleitgeschwindigkeit. Hierbei gilt, je früher die Behandlung erfolgt, je besser sind die Chancen Folgeschäden zu vermeiden.
Im nächsten Schritt stellt sich die Frage nach den Behandlungsmöglichkeiten: Welche konservativen Therapien gibt es und wann ist eine Operation sinnvoll? Genau damit werden wir uns im nächsten Beitrag beschäftigen: https://www.youtube.com/watch?v=q6VF9Ml59W8