Eine Operation aufgrund des Karpaltunnelsyndroms kann vielen Patientinnen und Patienten Erleichterung verschaffen, vor allem dann, wenn konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen. Dennoch ist es wichtig, sich vor einem solchen Eingriff umfassend über OP-Techniken und mögliche Risiken und Nebenwirkungen zu informieren.
Was ist das Karpaltunnelsyndrom?
Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) entsteht durch eine Einengung des Medianusnervs im Bereich des Handgelenks. Typische Beschwerden sind:
- Taubheitsgefühle und Kribbeln (v. a. nachts)
- Schmerzen in Daumen, Zeige-, Mittel- und halbem Ringfinger
- Eingeschränkte Greiffunktion
Zwei OP-Techniken beim Karpaltunnelsyndrom: offen oder endoskopisch?
In fortgeschrittenen Fällen kann ein operativer Eingriff Entlastung bringen. Dabei wird ein Band (Retinaculum flexorum), das auf den Nerv drückt, durchtrennt. Der Operateur macht das mittels eines Skalpells, entweder in einer offenen Operation oder endoskopisch (minimalinvasiv).

Es gibt zwei gängige Techniken:
- Offene Karpaltunnel-Operation: Größerer Schnitt, direkter Zugang zum Nerv.
- Endoskopische/minimalinvasive Operation: Kleiner Hautschnitt, Kameraeinsatz, weniger Gewebetrauma.
Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Welche geeignet ist, hängt vom Einzelfall und der Erfahrung des Operateurs ab.
Allgemeine Operations-Risiken beim Karpaltunnelsyndrom – selten, aber möglich
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gibt es auch bei der KTS-Operation allgemeine Risiken und Nebenwirkungen. Diese treten zwar selten auf, sollten aber bekannt sein:
- Wundinfektion und Wundheilungsstörungen: In einem sterilen OP-Saal sehr selten.
- Nachblutungen: Meist harmlos und selbstlimitierend.
- Reaktionen auf das Betäubungsmittel: Lokalanästhesien sind in der Regel gut verträglich, allergische Reaktionen sind extrem selten.
Spezielle Risiken bei der Karpaltunnelsyndrom-Operation
Da beim Eingriff in unmittelbarer Nähe des Medianusnervs gearbeitet wird, können spezifische Komplikationen auftreten:
1. Verletzungen des Medianusnervs
Bei der offenen Operation liegt der Nerv frei, was das Risiko einer versehentlichen Verletzung leicht erhöht. Bei der endoskopischen Methode arbeitet man eher vom Nerv weg. Dennoch gilt: Ein aktives Durchtrennen des Nervs ist extrem selten und tritt in der Praxis kaum auf.
2. Irritationen durch Druck und Zug
Schon das Einführen von Instrumenten oder das Setzen von Haken kann vorübergehende Reizungen verursachen. Typisch sind:
- Elektrisierendes Gefühl
- Kribbeln
- Taubheit einzelner Finger
In den meisten Fällen verschwinden diese Symptome nach einigen Tagen oder Wochen von selbst.
3. Verletzung kleinerer Nervenäste
Ein seltener, aber möglicher Fall, ist die Verletzung des Ramus thenaris, eines kleinen Nervenastes, der den Daumenballen motorisch versorgt. Diese anatomische Variante ist selten und bislang kaum klinisch beobachtet worden.

Komplikationen durch unvollständige Spaltung
Ein häufiger Grund für das Fortbestehen der Symptome nach der OP ist eine unvollständige Spaltung des Retinaculums (Halteband auf der Handinnenseite). Wird ein Teil des Bandes übersehen, bleibt die Einengung bestehen.
Woran erkennt man das?
Wenn die Beschwerden, z. B. nächtliches Kribbeln oder Schmerzen, direkt nach der OP unverändert bleiben, sollte dies abgeklärt werden. Mit bildgebenden Verfahren (z. B. Ultraschall) kann geprüft werden, ob das Band vollständig durchtrennt wurde. Ein zweiter kleiner Eingriff kann das Problem in der Regel beheben.
Rückfall: Wenn sich der Karpaltunnel erneut vereng
In sehr seltenen Fällen, vor allem bei jüngeren Patienten, kann es durch Narbenbildung zur erneuten Einengung kommen (sogenanntes Rezidiv). Dann kann ein weiterer Eingriff notwendig werden, allerdings ausschließlich in offener Technik.
Schmerzen nach der OP – auch das ist normal
Gerade bei der endoskopischen Technik fragen sich viele Betroffene: Warum tut mir trotz kleinem Schnitt nach Wochen noch die Hand weh?
Ein häufiger Grund: Reizzustände zwischen den Muskelgruppen im Bereich von Daumen- und Kleinfingerballen. Typische Bewegungen, die Beschwerden verursachen, sind z. B.:
- Gläser aufdrehen
- Türen öffnen
- Gartenarbeit mit Scheren
Diese Schmerzen verschwinden in der Regel von selbst, es kann aber Wochen bis Monate dauern.

Was darf man realistischerweise erwarten?
Die Karpaltunnel-Operation ist ein effektiver Eingriff mit hoher Erfolgsquote und die Risiken und Nebenwirkungen sind nicht sehr hoch. Ziel ist es, nächtliche Schmerzen zu beseitigen und eine weitere Nervenschädigung zu verhindern.
Wichtig ist jedoch:
Nicht immer tritt sofortige Beschwerdefreiheit ein.
Restbeschwerden wie Kribbeln oder Taubheit können je nach Vorschädigung des Nervs mehrere Monate, manchmal über ein Jahr, anhalten. In seltenen Fällen verschwinden sie nicht vollständig.
Fazit: Gut informiert in den OP
Die Operation des Karpaltunnelsyndroms ist ein Routineeingriff mit geringen Risiken. Dennoch sollten Patienten über mögliche Komplikationen und den oft langsamen Heilungsverlauf Bescheid wissen. Denn wer gut informiert ist, kann realistische Erwartungen entwickeln und unnötige Sorgen vermeiden. Weiter Infos finden Sie beispielsweise hier https://carpaltunnelsyndrom.at/karpaltunnelsyndrom-op-ablauf-und-3-tipps-zur-heilung/